Goslar. Als DJ für Hochzeiten und damit unterwegs zu vielen Orten und Locations, lernt man auch eine Menge über sich selbst. Da ich gern laufe (ich mag das Wort „Jogging“ in diesem Zusammenhang nicht), hatte ich schon immer mal mit dem Gedanken gespielt, an einem Marathon oder einem Orientierungslauf teilzunehmen. Am letzten Freitag wurde mir klar, das ich den Orientierungslauf lieber lassen sollte. Als Orientierungsläufer hätte ich einfach keine Chance, aber vielleicht lag es ja auch nur am Datum, denn es war Freitag, der 13. .
Hochzeit im Achtermann Goslar
Das 4-Sterne-Hotel und Tagungszentrum „Der Achtermann“ in Goslar ist ein schickes, aber auch riesiges Gebäude im Herzen der Harzstadt. Als DJ Goslar war ich zu einer Hochzeit verpflichtet worden und hatte mich im Vorfeld mit dem Brautpaar direkt im Hotel getroffen, um die örtlichen Gegebenheiten zu checken und die Details der geplanten Feier zu erfahren. Beim Vorgespräch war auch eine Mitarbeiterin des Hotels dabei gewesen, um die Räumlichkeiten zeigen zu können und eventuelle Fragen zu beantworten. Die Hochzeitsfeier sollte im sogenannten Turmsaal stattfinden. Wir besichtigten den Saal und außer zu meinem Standort am Tag der Feier hatte ich dahingehend keine Fragen. Allerdings war für mich wichtig zu wissen, wo ich am besten parken und ausladen könne, die Hotelmitarbeiterin, eine freunliche Frau in den Fünfzigern, zeigte mir den genauen Weg, fuhr sogar mit uns gemeinsam im Fahrstuhl zu meinem Ausladeplatz und versprach, das am Tag der Hochzeit eine Kollegin nochmals den Weg zeigen würde . . .
Odyssee
Nachdem ich am Vortag als DJ in Potsdam aktiv gewesen war, fuhr ich also am Freitagnachmittag in den Harz. Leider hatte ich mich etwas mit meiner Tankfüllung verschätzt und hatte Braunschweig schon durchquert, als mir der Bordcomputer eine Reichweite von genau 40 Kilometern anzeigte. Ich dachte mir, es wird schon eine Tankstelle kommen. Nach weiteren 10 Kilometern ohne eine solche in Sicht, wurde mir langsam mulmig. Diese Unruhe verstärkte sich noch, als die Reichweitenanzeige plötzlich auf „0“ stand. Merkwürdigerweise fiel mir an dieser Stelle das Tagesdatum ein. Das verstärkte mein mulmiges Gefühl. Naja, ich nahm die nächstbeste Ausfahrt, zum Glück eine, die nach Wolfenbüttel führte und kurvte im Schneckentempo durch die Straßen, um schließlich doch noch eine Tankstelle zu finden. Ich war froh, das kann man sich kaum vorstellen. Ich hatte mich schon mit Tramperdaumen auf der Autobahn gesehen.
Goslar erreichte ich eine Stunde vor Veranstaltungsbeginn, es war also alles gut. Noch.
Ich parkte direkt vor dem Hotel, vor dem das Brautpaar auch gerade eintraf. Ich begrüßte und beglückwünschte die beiden und begab mich dann in die Lobby. Hier gab es gleich 3 freundliche Empfangsdamen. Ich stellte mich als Hochzeitsdj vor und fragte, wo ich am besten ausladen könne. Eine von ihnen zeigte auf den Innenhof des Hotel und übergab mir einen A4-Ausdruck auf dem detailliert erläutert wurde, wie man dahingelangen könne.
Ganze 4 Straßen führten um das Hotel herum. Sie meinte noch, ich käme dann an eine Schranke, solle da klingeln und man würde mir aufmachen. Das A4-Blatt auf dem Lenkrad, die Verwirrung ins Gesicht geschrieben und in langsamen Tempo fuhr ich die vorgegebene Strecke ab. Die Einfahrt zu einem Parkhaus und die Werbung des Hotel Achtermann sprang mich förmlich an. So dass ich nicht anders konnte. Ich drückte den Knopf, überwand die sich öffnende „Schranke“ und fihr in das Parkhaus. Hier kurvte ich ins Untergeschoss, von da aus in die erste, die zweite Ebene, nichts. Die beschriebene Stelle war nicht zu finden. Schließlich fand ich einen Eingang zum Hotel (wahrscheinlich den, an der Parkhauseinfahrt beworbenen). Mir war aber schleierhaft wie ich hier ausladen sollte, denn ich blockierte mindestens 4 Autos und ich ahnte, das ich mit jedem Gang mindestens 5 Minuten unterwegs sein würde, wenn also in der Zwischenzeit irgendeiner der Autobesitzer das charmante Parkhaus verlassen wollte, wäre das schwer möglich.
Ich nutzte also den Eingang zum Hotel und wanderte gefühlte 100 Meter immer den Hinweis-Schildern nach zur Rezeption. Hier fand ich diesselbe Dame und schilderte ihr mein Malheur. Sie meinte, ich stünde falsch, ich hätte nicht ins Parkhaus fahren sollen, sondern ein paar Meter weiter, da wäre ebenfalls eine Schranke. Ich dachte mir nur, sie hatte nichts davon gesagt, das ich NICHT ins Parkhaus fahren solle und schließlich hatte es ja eine angekündigte Schranke gegeben.
Nachdem ich nun aber den Weg aus dem Parkhaus kannte und diesen als viel zu lang empfunden hatte, wagte ich Versuch Nummer 2, zahlte 1,20 für 5 Minuten Parkhausnutzung und erreichte kurze Zeit später die Schranke zum Innenhof. In diesem angekommen, stand ich aber wieder wie die Kuh vorm neuen Tor, denn ich konnte nirgendwor einen Eingang entdecken (bis auf den zur Harztherme, dem Bad des Hotels). Ich lief also wieder den Hinweisschildern zur Rezeption nach, kam mir vor wie beim Pontius zu Pilatus laufen und erreichte den Empfangstresen in etwas ungehaltener Stimmung, was man bzw. Frau mir wohl auch anmerkte ;). Aber keine Angst, ich bleibe immer freundlich.
Nur sagte ich ihr auch, das mir beim Vorgespräch versprochen wurde, das mir eine Kollegin den Weg zeigen würde und ich im Innenhof keinen Eingang zum Fahrstuhl finden könne. Ich bat darum, das mir jemand den Weg persönlich zeigen würde. Sie ließ sich zum Glück nicht lange bitten und wir gingen auf Schleichwegen in den Innenhof. Sie erklärte sich auch sofort bereit mit anzufassen. Da meine Aufbauzeit inzwischen auf eine halbe Stunde zusammengeschmolzen war, nahm ich die Hilfe dankend an.
Auf dem Weg zum Turmsaal klärte sich dann auch das Mißverständnis auf. Das Hotel verfügt über 2 Fahrstühle. Einer davon, der mir vom Vorgespräch bekannte, verfügt über 2 Eingange, so das man von 2 Seiten einsteigen kann, je nachdem, auf welche Etage man sich befindet. Die Mitarbeiterin vom Vorgespräch wollte mich im Tagungszentrum parken lassen, von dort aus wäre der Weg am kürzesten gewesen. Allerdings wird dieses Tagungszentrum selten genutzt und diese Absprache war den Mitarbeitern des Tages nicht bekannt. Ohne die Hotelfachfrau hätte ich mich sicher noch mehrfach im Achtermann verlaufen. Der Architekt des Gebäudes muss in Knossos an der Labyrinth-Hochschule studiert haben ;).
Ende gut, alles gut. Den Aufbau meiner Anlage meisterte ich noch pünktlich, so das ich genau 20 Uhr mit der Gabel-Musik beginnen konnte. Das Essen war lecker, der Eröffnungstanz wurde zu „You´re the first, the last, my everything“ von Barry White getanzt. Es gab mehrere Spielerunden u.a. eine interessante Variante von „Reise nach Jerusalem“ mit Tischtennisbällen und eine Square-Dance-Einlage. Ich denke, das ich bei Auf- und Abbau jeweils mindestens 1000 Meter gelaufen bin und mir mein Lauftraining für diese Woche sparen kann. Die Anmeldung zum Orientierungslauf lasse ich unausgefüllt . . .
Herzlichst
Ihr (wirklich mobiler) Discjockey für den Harz
Sebastian